Wolfshybriden

Was sind Wolfshybriden?

Man unterscheidet die Begriffe Wolfsmischling und Wolfshybride.

Die Kreuzung der ersten Generation zwischen einem reinrassigen Wolf und einem Hund oder einem Wolfshybriden bezeichnet man als Wolfsmischling oder Wolf-Hund-Mischling.

Die zweite (oder eine noch weiter entfernte) Kreuzung zwischen zwei Wolfshybriden oder einem Wolfshybriden und einem Hund bezeichnet man als Wolfshybride.

 

Zucht und Haltung von Wolfshybriden

In Deutschland ist die Haltung von Wolfshybriden grundsätzlich verboten. Zum einen, weil diese Tiere als gefährlich und unberechenbar gelten, zum anderen weil sie den gleichen Schutzstatus genießen wie Wölfe: Mischlinge bis in die vierte Generation sind zu behandeln, wie ihr höher geschütztes Elternteil.

Wölfe wiederum unterstehen dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen und gelten im Rahmen der Deutschen Gesetzgebung als streng geschützte Tiere. Darum ist es verboten, sie zu fangen oder gar zu töten. Für ihre Haltung benötigt man eine behördliche Genehmigung sowie eine Herkunftsbescheinigung.

§ 10 Abs. 2 BartSchV besagt, dass die Haltung dieser Tiere den zuständigen Landesbehörden anzuzeigen ist.

Für die Haltung gibt es besondere Vorgaben, wie z.B. extra hohe Zäune und in den Boden versenkte Gitter.

 

Meine ganz persönliche Meinung zum Thema ”Wolfshybriden”

Ich hatte, als mir Amarok als Welpe angeboten wurde, keinerlei Ahnung davon, dass es solche Zuchtrichtungen überhaupt gibt. Amarok war mir als reinblütiger Wolf angeboten worden, und die Bezeichnung „Wolfshybride“ hörte ich erst wesentlich später zum ersten Mal.

Erst nach und nach gewann ich Einblick in diese Problematik, die in den USA ihren Ursprung hat, und erkannte die wenig erfreuliche Wahrheit, dass nämlich das illegale Geschäft mit diesen Tieren blüht.

Mir ist inzwischen bekannt, dass es mehr Wolfshybriden in Deutschland gibt als wir ahnen, Schätzungen zufolge mehrere Tausend, sie werden sogar in Großstadtwohnungen gehalten. Probleme und Unfälle sind vorprogrammiert.

 

Warum kommt es zu Unfällen?

  • Wolfshybriden fehlt generell das Bedürfnis und die Fähigkeit, sich dem Menschen anzuschließen, ihm zu vertrauen und sich ihm unterzuordnen. Beim Hund wurden diese Eigenschaften durch Jahrtausende lange Domestikation erreicht. Das Wesen eines Wolfshybriden entspricht jedoch zu einem erheblichen Teil dem des Wolfes – auch, wenn er in der Obhut des Menschen aufgewachsen ist.
  • Das Verhalten von Wolfshybriden schlägt aufgrund permanenter Überforderung schnell in Auflehnung um, wenn man sie wie Hunde behandelt. Ein Wolfshybride muss wie ein Wolf behandelt werden.

Versucht man ihm ein Sich-Einfügen in das menschliche Leben abzuverlangen, sind Probleme und Konflikte vorprogrammiert. Zu Konflikten kommt es verstärkt mit Eintritt der Geschlechtsreife (im Alter von 2-3 Jahren) und der damit einhergehenden Bildung eines stärkeren Selbstbewusstseins.

  • Wolfshybriden verlieren zwar durch die menschliche Nähe und den Anteil Hundeblut zum Teil die naturgemäße Scheu vor dem Menschen (oftmals aber nur vor der betreuenden Person), sie können diesem infolgedessen aber auch schneller gefährlich werden.
  • Wenn die dem Wildtier Wolf nahen Hybriden gezwungen sind, inmitten unserer lauten, menschlichen Zivilisation in extremer Reizüberflutung zu leben, so wird dies ihren Grundbedürfnissen in keiner Weise gerecht. Nicht selten stehen diese Tiere dann unter Dauerstress. Die Folgen sind unkalkulierbare Reaktionen, wie verwirrte Ängstlichkeit gekoppelt mit panischem Meideverhalten, oder schlimmstenfalls gefährliche Aggressionen – das Resultat absoluter Überforderung.

Konfliktsituationen entstehen nicht durch ‘Bösartigkeit‘ der Wolfshybriden, sondern vielmehr durch Kommunikationsprobleme, und weil Verhaltensmuster und Bedürfnisse der sensiblen, zur Scheue neigenden Tiere ignoriert, beziehungsweise nicht erkannt werden.

 

Verhaltensweisen von Wolfshybriden im Unterschied zu Hunden: 

  • Ein Wolfshybride bellt kaum, er wufft höchstens kurz, wenn ihm etwas unheimlich ist oder er sein Rudel vor etwas warnen will.
  • Ein Wolfshybride neigt zur Scheue, Schreckhaftigkeit und Vorsicht gegenüber Unbekanntem, was unvorhersehbare Reaktionen auslösen kann.
  • Aufgrund seiner naturgegebenen Scheue zeigt ein Wolfshybride schnell Fluchtverhalten (was in freier Wildbahn überlebenswichtig für ihn ist).
  • Auch zeigt er relativ schnell Drohgebärden.

Beispiel:

Schon als Jungtiere zeigten Khibani und Amarok unvermittelt auftretende Abwehrreaktionen wie Versteifen des Körpers, Knurren und Zähneblecken, wenn jemand sie zu innig umarmte und damit einengte oder anderweitig bedrängte.

Hierzu:

Drohgebärden sind ein ganz normaler Bestandteil der stark auf Mimik und Gebärdensprache basierenden Kommunikation der Tierart ”Wolf”.

Bei ernsthaften Auseinandersetzungen allerdings, oder auch bei der Jagd, greift ein Wolf(shybride) übergangslos an – ohne vorher zu drohen.  Das wiederum bedeutet aber nicht,  dass dem Drohen nicht auch ein Angriff folgen kann, sollte die Warnung nicht ernst genommen werden.

  • Ein Wolfshybride ist nicht in der Lage zu blindem Gehorsam dem Menschen gegenüber, folgt stattdessen den seiner Natur entsprechenden Instinkten. Intelligent, wie er ist, kann er zwar durchaus gewisse Befehle erlernen, doch ob er die Befehle befolgt, entscheidet er von Situation zu Situation. Gehorsam erzwingen kann und sollte man bei diesen Tieren nicht, denn Zwang löst bei einem Wolfshybriden in der Regel Flucht oder aggressive Auflehnung aus. Zuverlässig lenkbar wird ein solches Tier somit niemals sein.
  • In seinem überaus sozialen Wesen leidet ein Wolfshybride schnell unter massiver Trennungsangst und ist nicht selten unfähig, alleine zu bleiben.
  • Aufgrund seines unabhängigen Wesens und seines Bedürfnisses nach Selbstbestimmung, benötigt ein Wolfshybride ausreichende Rückzugsmöglichkeiten.

Resümee

Da nur in den seltensten Fällen eine artgerechte Haltung gewährleistet werden kann, gelten Wolfshybriden als denkbar ungeeignete Lebenspartner des Menschen. Versucht man sie wie Hunde zu halten, zeigt sich – abgesehen von den oben erwähnten Problemen – ihre angeborene Neugierde und ihre Spieltrieb oftmals in der Zerstörung von Garten und Wohnungseinrichtung.

Amarok übrigens markierte Wohnungsmobilar des Öfteren per Urin-Strahl …

 

Erfahrungsberichte

Zur Veranschaulichung an dieser Stelle ein kleiner Einblick in Briefinhalte und Telefonate von Menschen, die sich mit dem Wunsch nach Erfahrungsaustausch an mich wandten, oder mir von ihren Bekannten und deren Problemen mit Wolfshybriden schrieben:

  • Herr B. aus der Eifel ging mit seinem Wolfshybriden nur noch nachts spazieren, weil dieser vor jedem Fußgänger – ganz zu schweigen von Fahrrädern, Kinderwagen oder Autos – panische Angst hatte. Herr B. hatte sich einen Bauchgurt anfertigen lassen, an dem er die Leine befestigte. Geriet sein vierbeiniger Begleiter in Panik (was regelmäßig geschah, obwohl Herr B. sich schon denkbar abgelegene Gegenden zum Spazierengehen ausgesucht hat) war er nicht mehr in der Lage, ihn unter Kontrolle zu halten. Ohne den Bauchgurt hätte das Tier sich losgerissen und wäre auf nimmer Wiedersehen davongelaufen…
  • Herr K. lebte auf dem Land im Schwarzwald  und hielt seinen Wolfshybridenwelpen anfangs im Haus. Doch als der Welpe etwas älter wurde, begann er die Möbel zu zerlegen, er zerstörte die halbe Einrichtung. Da Herr B. nicht rund um die Uhr auf seinen Wolfshybriden aufpassen konnte, landete dieser in einem Zwinger, der von da an Verwahrungsstätte blieb. Das durchdringende Wolfsheulen, das nun tagtäglich zu hören war, machte die Nachbarn misstrauisch, so dass auch Herr B. mit dem inzwischen sehr wölfisch aussehenden, angeblichen Schäferhund nur noch in der Dunkelheit spazieren gehen konnte…
  • Herr Sch. musste sich von seinem Wolfshybriden trennen, weil es ihm nach kurzer Zeit unmöglich war, das Mietshaus, in dem er mit dem Hybriden lebte, mit diesem zu verlassen: lehnte beispielsweise mal ein Fahrrad an der Wand des Treppenhauses, oder es stand dort ein Kinderwagen, war es Herrn Sch. nicht mehr möglich, den panisch reagierenden Wolfshybriden an dem für das Tier angsteinflößenden Objekt vorbeizuführen…
  • Herr M. hielt zwei Wolfshybriden in einem Zwinger. Es dauerte nicht lange, bis die unausgeglichenen Tiere äußerst aggressiv wurden. Die Folge: sie kamen überhaupt nicht mehr aus dem Zwinger heraus. Zum Füttern warf Herr D. – um sicheren Abstand bemüht – Fleischbrocken durch den oberen Zwingerspalt. Inzwischen sind die beiden Tiere behördlich beschlagnahmt worden und fristen ihr Dasein in einem Tierheimzwinger…
  • Eine Familie aus dem Brandenburgischen hielt ihren Wolfshybriden als Wachhund an der Hofkette. Das Tier wurde immer aggressiver und biss sowohl Familienmitglieder als auch  Nachbarn. Wie sich der Fall nach einer Anzeige gegen die Halter weiter entwickelte und ob das Tier inzwischen beschlagnahmt wurde, ist mir nicht bekannt…
  • Auch der Wolfshybridenwelpe eines Jägers  aus  Oberbayern wurde mit dem Heranwachsen immer aggressiver und biss seinen Besitzer mehrfach. Da der Hybridenhalter als Jäger natürlich auch eine eigene Waffe besaß, entledigte er sich kurzerhand des Problems auf diese Weise. Allerdings hat er offensichtlich nicht viel daraus gelernt, denn schon unmittelbar nach dem “Ableben” seines ersten Wolfshybriden machte er sich auf die Suche nach einem neuen Wolfshybridenwelpen…

 

Auch wenn die Namen verändert und anonymisiert wurden, sind dies leider keine Einzelfälle und auch keine Extrembeispiele, sondern alltägliche Lebensgeschichten von Wolfsybriden und ihren Besitzern. Sie bestätigen eine Statistik, die besagt:

Die Lebenserwartung eines Wolfshybriden liegt erfahrungsgemäß bei nur etwa drei bis vier Jahren.

Für einen großen Teil der länger am Leben Bleibenden gilt der leicht abgewandelte Märchenschluss: “Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leiden sie noch heute…”

Ich selbst bekam immer wieder Anrufe von Privatleuten, die mit solchen Tieren überfordert waren, auch von Tierheimen, Tierschutzbeauftragten und Amtstierärzten aus ganz Deutschland, die Tiere beschlagnahmt hatten. Jeder dieser Anrufer bat mich händeringend um die Aufnahme eines, oder gleich mehrerer Wolfshybriden, insgesamt kamen dabei knapp zwanzig angebotene Tiere zusammen. Ich brauche sicherlich nicht zu betonen, welche Qual ein leider notwendiges Ablehnen jedes Mal für mich darstellte. Wie gern hätte ich sie alle bei uns aufgenommen, wie gern! Aber ich kann in mein Rudel keine weiteren Tiere mehr integrieren. Und das ist ein zusätzliches Problem bei einem Wolfshybriden: es ist unmöglich, ein solches Tier in einen fremden Familienverband zu integriert oder an einen neuen Besitzer weiter zu vermitteln. Denn ein fremdes Rudel nimmt keinen erwachsenen Fremdling auf, ebenso wenig ist ein erwachsener Wolfshybride in der Lage, sich an einen fremden Menschen zu gewöhnen. Somit verbringen die unerwünscht gewordenen, meist noch sehr jungen und gesunden Tieren ihr restliches Leben oft in Tierheimzwingern, oder sie werden getötet.

Amarok und Khibani hatte ich beide kastrieren lassen, weil ich keinesfalls wollte, dass sie sich fortpflanzen.

Inzwischen liegt der für mich sehr schwere Abschied von ihnen hinter mir und es wird in meinem Leben keine Wolfshybriden mehr geben.

Und zwar aus Respekt und Liebe ihrem wilden Cousin gegenüber, dem Wolf, der nur in Freiheit er selbst sein kann.